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Einträge vom: 19.03.2019

Früheste Kindheitserinnerungen...

Ich bin noch die Sonntagsantwort Nr. 4 schuldig. Sie fiel mir nicht ganz leicht. Also dann...

Ich wollte "kurz" ein bestimmtes Foto dazu suchen, das ich irgendwie im Sinn hatte. Ich bin dann sehr lange in einem sehr unsortiertem Stapel sehr alter Bilder untergetaucht - und was soll ich sagen - das war nicht meine allerschlaueste Idee... Und eine Überraschung vorweg: dieses eine bestimmte Foto existiert wohl nur in meinem Kopf.

Die Fotos hatten meine Brüder an Weihnachten mitgebracht. Letzte Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Eine Plastiktüte. Auch in der Tüte der modrige Nikotingeruch, den ich aus der Wohnung meiner Mutter in Erinnerung habe. Die Bilder sind nicht sehr brauchbar. Zum großen Teil sind sie aus verschiedenen Gründen einfach nur peinlich. Aber es waren tatsächlich auch ein paar Schnappschüsse darunter von Momenten, die doch ganz schön waren. Das war eine gute Erkenntnis. Wenn man seine Kindheit eher in schlechter Erinnerung hat, neigt man gern dazu, alles schlecht zu sehen. Deshalb war es ganz gut, so ein paar einzelne Glücksmomente aus dieser Plastiktüte fischen zu können. Sie sollten viel wichtiger sein...

Aber nun zur eigentlichen Frage. Was ist nun meine früheste Kindheitserinnerung? Meine allerfrüheste Kindheitserinnerung galt meinem Vater. Er starb, als ich 4 Jahre alt war. Bisher sagte ich immer, ich war 5. Das war wohl falsch sagen die Bilder. Er war sehr krank und hat vor seinem Tod lange Zeit im Krankenhaus verbracht. Man sagte mir, fast zwei Jahre. Deshalb sind meine Erinnerungen an ihn sehr rudimentär. Es war ein Fach-Krankenhaus etwas weiter weg und wir waren nicht mobil. So war damals an Familienbesuche nicht zu denken. Ich erinnere mich an zwei "Urlaube" vom Krankenhaus. Nein, eigentlich nur an Bruchstücke. An kleine Momente nicht länger als ein paar Sekunden, die mein Hirn irgendwie behalten hat. Ich war da zwischen 3 und 4 Jahre alt. Beim ersten Mal machten wir einen Ausflug in den Zoo Dresden. Dass es der Zoo Dresden war, weiß ich nur von einem Foto. Ich glaube, dass er mir dort eigentlich mehr mit auf den Weg geben wollte. Er kam aus Dresden, war Maurer und auf dem Foto steht er sehr vielsagend an einem "Hier entsteht irgendein Gehege - Schild". Ich mutmaße, er hat dort mitgebaut. In meiner Erinnerung sehe ich keinen Zoo und kein einziges Tier. Auch kein Schild. Ich sitze nur auf seinen Schultern... Der zweite "Urlaub" fand zu Hause statt. Daran erinnere ich mich sehr deutlich. Es war das letzte Mal, dass ich ihn gesehen habe. Ich habe ihn umarmt und es hat ihm weh getan... 


Ich wollte das hier nicht so ganz ohne Foto lassen. Hier bin ich vor seiner Krankheit mit ihm in unserem Garten. Und ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern...

FacettenReich 19.03.2019, 09.40| (4/0) Kommentare (RSS) | TB | PL | einsortiert in: Sonntagsantwort